"Wir wollen auf dem Niveau vergleichbarer Kommunen sein" - dieser Satz aus Verwaltungsrunden klingt vernünftig und sicher. Man kann schließlich nichts falsch machen, wenn man es wie alle anderen macht. Nach 15 Jahren Kommunalverwaltung erkenne ich jedoch: Diese mittlere Ambition ist der Grund, warum Kommunen systematisch Chancen verpassen. Frage 6 unserer Exzellenz-Diagnose untersucht die organisatorischen Ambitionen, weil sie über Erfolg oder Stillstand entscheiden.

Frage 6 der Exzellenz-Diagnose: Welche organisatorischen Ambitionen verfolgt Ihre Verwaltung? Streben Sie nach Grundstandards, Durchschnitt, überdurchschnittlicher Leistung oder Vorreiterschaft?

Von Grundlagen zur Vision: Der entscheidende Sprung

Die ersten fünf Fragen analysierten den IST-Zustand: Organisationspläne, Zusammenarbeit, Stellenbeschreibungen, Einarbeitung und Dienstanweisungen. Diese Grundlagen bilden die Ausgangssituation. Die Vision definiert, wo eine Verwaltung in 2-3 Jahren stehen möchte. Zusammen bestimmen beide die Mission für die kommenden Jahre: Je besser die Ausgangssituation und umso ambitionierter die Vision, umso schneller findet positive Veränderung statt und bringt tatsächlichen Nutzen.

Ohne klare Ambition bleiben auch solide organisatorische Grundlagen ungenutzte Ressourcen. Mit hohen Zielen werden selbst durchschnittliche Startbedingungen zu Sprungbrettern für Exzellenz.

Die vier Ambitionsebenen und ihre Auswirkungen

Die 4 Ambitionsebenen in der Praxis:

  1. Grundlegende Standards erfüllen: Diese defensive Haltung führt zu mittelmäßigen Ergebnissen und ändert am Status Quo wenig. Die Verwaltung reagiert nur auf akute Probleme, anstatt Potentiale zu entwickeln.
  2. Niveau vergleichbarer Kommunen: Das ist der faktische Standard in Kommunalverwaltungen. Sicherheit durch Konformität - aber dabei verstreichen sich aufzeigende Möglichkeiten ungenutzt. Entgangene Verbesserungen werden nicht als Verlust gesehen, obwohl sie langfristig zu Rückstand führen.
  3. Deutlich über dem Standard: Hier beginnt aktive Gestaltung. Die Verwaltung sucht bewusst nach besseren Lösungen und setzt sich vom Durchschnitt ab.
  4. Vorreiter bei organisatorischer Exzellenz: Diese Ambition treibt echte Innovation. Vorreiter suchen aktiv nach neuen Möglichkeiten, sehen Wandel als Chance und konzentrieren sich darauf, dessen enormen Nutzen für sich zu erschließen.

Das kommunale Monopol-Problem

Kommunen unterscheiden sich fundamental von Unternehmen: Sie haben ein unantastbares Monopol und daher wenig äußeren Druck auf Veränderungen. Unternehmen, die keine neuen Produkte entwickeln, werden von der Konkurrenz überholt und vom Markt gedrängt. Kommunen hingegen behalten ihre Position unabhängig von ihrer Leistung.

Diese Sicherheit wird jedoch zur Falle: Ohne Konkurrenzdruck fehlen die natürlichen Anreize für Verbesserung. Was kurzfristig Stabilität bietet, führt langfristig zu Stagnation und verpassten Chancen.

Die Macht der Ambition bei Widerständen

Ambition entscheidet über den Erfolg von Veränderungen, besonders wenn man auf die in Kommunen häufigen Widerstände stößt. Vorreiter-Ambitionen helfen dabei, Hindernisse zu überwinden: Sie liefern die emotionale Energie und Überzeugungskraft, die nötig ist, um skeptische Mitarbeiter und zögerliche Entscheidungsträger mitzunehmen.

Der Wandel war immer da und wird immer da sein. Den Kopf in den Sand zu stecken hilft nicht. Vorreiter erkennen, dass Wandel unvermeidlich ist - und konzentrieren sich darauf, ihn aktiv zu gestalten statt passiv zu erleiden.

Von Not-Getrieben zu Vision-Getrieben

Die meisten Kommunen verbessern sich nur aus der Not heraus - wenn Probleme so gravierend werden, dass Handeln unvermeidlich ist. Die wenigsten handeln wirklich aus dem Wunsch heraus, Vorreiter zu sein.

Dennoch gibt es immer wieder Leuchttürme, die oft von besonders engagierten Mitarbeitern vorangebracht werden. Diese zeigen, was möglich ist, wenn Ambition und Engagement zusammentreffen.

Der Vergleich mit der digitalen Realität

Kommunale Ambitionen sollten deutlich höher sein. Ein Vergleich mit modernen digitalen Unternehmen, ihrer Kultur und ihren Methoden offenbart Welten zwischen den Ansätzen - obwohl beide vorwiegend mit Daten und Informationen arbeiten.

Während Technologieunternehmen kontinuierlich an Effizienz, Nutzerfreundlichkeit und Innovation arbeiten, verwalten viele Kommunen noch mit Methoden aus vergangenen Jahrzehnten. Das Potential für Verbesserung ist enorm.

Der versteckte Stolz-Faktor

Im kommunalen Bereich spielt durchaus ein gewisser Stolz eine Rolle: "Ich habe das Bessere, also bin ich besser." Dieser professionelle Ehrgeiz kann als Motor für höhere Ambitionen genutzt werden - wenn er richtig kanalisiert wird.

Praktische Ambitions-Entwicklung

Schritte zur Ambitions-Entwicklung:

  1. Der erste Schritt ist eine ehrliche Selbsteinschätzung: Wo steht die eigene Verwaltung heute? Welche Ambition ist realistisch und motivierend zugleich?
  2. Beginnen Sie mit konkreten Verbesserungsprojekten, die Erfolge sichtbar machen. Erfolgreiche Veränderungen schaffen Vertrauen in weitere Ambitionen. Nutzen Sie diese Dynamik für größere Ziele.
  3. Suchen Sie bewusst den Vergleich mit führenden Kommunen. Was machen diese anders? Welche ihrer Praktiken lassen sich adaptieren?

Fazit

Kommunale Ambitionen entscheiden über die Zukunftsfähigkeit von Verwaltungen. Während mittlere Ziele scheinbare Sicherheit bieten, führen sie langfristig zu Stagnation. Vorreiter-Ambitionen hingegen schaffen die Energie für echte Verbesserungen und positionieren Kommunen als attraktive, moderne Organisationen.

Welche Ambition verfolgt Ihre Verwaltung? Unsere Exzellenz-Diagnose hilft Ihnen, realistische aber herausfordernde Ziele zu definieren.

Wie ambitioniert ist Ihre Verwaltung?

Testen Sie die organisatorischen Ambitionen Ihrer Kommune mit unserer systematischen Exzellenz-Diagnose.

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